12.07.2001. Das Digital Michelangelo Project.
Eine Zeichnung von
Michelangelo, die letztes Jahr in der Bibliothek von Castle Howard in Nord-Yorkshire entdeckt wurde, wurde gestern bei Sotheby's in London für umgerechnet fast
19 Millionen Mark versteigert.
Die kleine Umrisszeichnung hatte mehr als
250 Jahre unerkannt in einem Album mit unbedeutenden Zeichnungen
in einem Schloss gelegen. Ihre Entstehungszeit wird von den Experten zwischen 1494 und 1504 datiert. Sie zeigt eine trauernde Frau von der Seite, die ihr Gesicht in den tiefen Falten eines schweren Mantels verbirgt.
Sie wird am Computer dereinst womöglich als
dreidimensionales Objekt zu betrachten sein. Das
"Digital Michelangelo Project" der kalifornischen
Stanford-Universität hat sich zunächst indes andere Michelangelo-Werke vorgenommen. 1998 und 1999 hielt sich ein Team von dreißig Spezialisten für Computergrafik, Assistenten und Studenten in Italien auf und erstellte
3D-Laser-Scans von Arbeiten des Renaissance-Künstlers. Ihr Ziel: digitalisierte, dreidimensionale Bilder seiner Skulpturen und Architekturen.
Erste
Ergebnisse der Arbeit sowie früherer Unternehmungen des Teams um
Mark Levoy sind auf der Website des Projekts zu begutachten. Den besten Eindruck von den
Möglichkeiten der Technik vermitteln 3D-Bilder einer kleinen
Buddha-Statuette. In den
Genuss dieser Bilder und vor allem auch der zugehörigen
gestreamten Darbietungen wird freilich hauptsächlich kommen, wer über einen
DSL- oder Breitbandanschluss und einen halbwegs schnellen Rechner verfügt.
Ein weiteres
Studienobjekt der Gruppe: Die
"Forma Urbis Romae", eine aus dem Jahr 200 vor Christus stammende, etwa 20 mal zwölf Meter messende Marmor-Karte, auf der Gebäude, Räume und Treppen der Stadt Rom vor 2200 Jahren detailliert verzeichnet sind. Von der Karte sind indes nur rund vierzig Prozent erhalten, etwa
1000 Einzelteile, die derzeit mit Hilfe der 3D-Scantechnik
zusammengepuzzelt werden.
Wer möchte, kann sich selbstredend auch ein
Interview mit
Mark Levoy anhören, in dem er dem Journalisten Noah Adams im Juli 2000 Auskunft über den Stand der Dinge erteilt.
Derzeit arbeitet die Crew an der
Entwicklung eines
3D-Fax-Gerätes.