Szilárd Demeter, Direktor des Petőfi Literaturmuseums, wurde von der ungarischen Regierung zum Direktor eines neu zu schaffenden Museumskonglomerats ernannt - ohne jedoch über die nötige Fachausbildung und -kenntnisse oder Erfahrung zu verfügen. Das muss nicht unbedingt zum Schaden des neuen Konglomerats sein,
denkt sich der Sprachwissenschaftler
István Kenesei: "Wie wir gesehen haben, kann ein Orchester von einem Nicht-Musiker geleitet werden, so auch ein Museum oder ein Museumskonglomerat von einem 'Nicht-Fachmann'. Allerdings wäre es der Sache doch förderlich, wenn der Leiter einer Einrichtung fundiertes Wissen über deren Fachgebiet hat, um Entscheidungen treffen zu können, zum Beispiel in jenen Fragen, in denen die Mitarbeiter oder Führungskräfte einer Einrichtung unterschiedlicher Meinung sind. Wenn er sie nicht versteht, sondern dem
geschickteren Argumentierer oder Debattierer den Vorzug gibt, verliert er schnell an Glaubwürdigkeit und endet wie die in den 50er Jahren ernannten 'Arbeiterdirektoren', die, wenn sie vernünftig waren, den Chefingenieur entscheiden ließen und ihm lediglich den Rücken freihielten. So wie ich das verstehe, hat Demeter das bisher beim Literaturmuseum gemacht: Er hat einen
Schutzschirm über die Mitarbeiter gehalten, sie arbeiten lassen und ihnen gegeben, was sie brauchten. Sobald er sich aber beruflich zu Wort meldet, muss er sich gefallen lassen, dass man hinter seinem Rücken über ihn lacht. Und das gilt nicht nur für den Direktor, sondern für alle, die sich ohne Kompetenz zu Themen äußern, die Fachwissen erfordern, in diesem Falle der Staatssekretär und der Minister, die mit ihren verschiedenen Äußerungen zum Nationalmuseum ihre Unkenntnis unter Beweis stellten."