Bevor
Stephen Bannon das rechtspopulistsche Onlinemagazin
Breitbart News leitete und in
Donald Trumps Beraterteam aufstieg, hatte er sich als Filmproduzent und in jüngeren Jahren auch als Regisseur reißerisch-rechter Dokumentarfilme versucht. Die an Riefenstahlschem Erweckungspathos nicht armen, ästhetisch aber einigermaßen schäbigen Machwerke sind wahrlich
kein cineastischer Genuss,
erklärt Jeff Reichert. Aber sie bieten Einblicke in die Geisteswelt jenes Milieus, das mit Donald Trumps Präsidentschaft nun direkten Einfluss auf die Weltgeschicke ausüben kann. Denn "am interessantesten und gefährlichsten an diesen Filmen und ihrem Macher sind nicht deren
mangelndes Interesse an Wahrheit und Fakten, oder die Art und Weise, wie sie eine der heutzutage am häufigsten verwendeten visuellen Ästhetik ('unscripted') huckepack nehmen oder wie sie mittels der Verbindung aus beidem populistische Wut
anstacheln. Es ist ihre
tiefsitzende Traurigkeit und was diese für die weitere Gesundheit unserer Nation in Aussicht hält. Das sind Filme, die sich schmerzlich nach einem Amerika sehnen, das ein gewisser Teil der Bevölkerung für verloren hält oder das sie verloren zu gehen drohen sehen. Hinter all dem Gepolter, Bombast und
durchgeknallten ästhetischen Entscheidungen verbergen sich tief nostalgische, verängstigte und
melancholische Filme. ... Wie viele Männern seines Alters bedauert es Bannon, nicht Teil der
Greatest Generation zu sein - in der Männer noch Männer waren, gen Europa zogen und eindeutige Siege über eindeutige Feinde errangen - und seine Filme führen oft zurück zum Zweiten Weltkrieg, zu Hitler und Stalin. Er betrachtet Geschichte
wie ein kleiner Junge, dessen Perspektive so schwarz-weiß ist wie die TV-Western, die er als Kind wahrscheinlich gesehen hat."
Martin Scorseses neuer Film "Silence" ist eine Verfilmung eines im 17. Jahrhundert spielenden Romans des japanischen Schriftstellers
Shusaku Endo, der darin die Geschichte zweier Jesuiten in Japan erzählt. Ein Herzensprojekt des Regisseurs, der mit der Idee einer Verfilmung jahrelang schwanger gegangen ist. Woran es unter anderem lag, dass die Umsetzung so lange dauerte,
verrät er im großen Interview Nick Pinkerton: "Ich habe die
japanischen Filme einfach nicht aus meinem Kopf gekriegt. Wo die Kamera positionieren? Auf der Höhe eines Tatami? Die alte Geschichte eines Manns aus dem Westen in Japan. Ich bin kein Japaner. Ich kann Natur oder die Ziegel eines Daches nicht so einfangen wie Kobayashi das im Vorspann zu 'Samurai Rebellion' gemacht hat." Der deutsche Kinostart von "Silence" ist im März.
Für das Blog des
Film Comment hat sich Jordan Cronk zudem mit der Berliner Regisseurin
Angela Schanelec unterhalten.