Jhumpa Lahiri

Das Wiedersehen

Römische Geschichten
Cover: Das Wiedersehen
Rowohlt Verlag, Hamburg 2024
ISBN 9783498003685
Gebunden, 256 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Italienischen von Julika Brandestini. Ein Mann erinnert sich an eine Sommerparty, die eine andere Version seiner selbst zum Leben erweckt hat. Ein Paar, das von einem tragischen Verlust heimgesucht wird, kehrt nach Rom zurück, um Trost zu suchen. Eine Außenseiterfamilie wird aus dem Wohnblock vertrieben, in dem sie sich niederzulassen gehofft hat. Eine Treppe in einem römischen Viertel verbindet das tägliche Leben der unzähligen Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt. Dieses Buch ist ein eindrucksvolles Fresko von Rom, der verführerischsten Stadt von allen: widersprüchlich, in ständigem Wandel und ein Zuhause für diejenigen, die wissen, dass sie nicht ganz dazugehören können, sich aber dennoch dafür entscheiden.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.05.2024

Jhumpa Lahiri versteht sich nicht als politische Autorin, weiß Rezensentin Nadine A. Brügger. Sie wolle keine "Botschaft vermitteln", sagt die Autorin in einem Interview, und doch ist es genau das, was Brügger empfängt. Lahiri lässt in ihren Kurzgeschichten Menschen erzählen, die sich fremd fühlen, die zu Fremden gemacht werden, von denen die schon immer da waren, lesen wir. "Da" ist in diesem Falle Rom, die Fremden, das sind zum Beispiel ein Blumenhändler, dem von jungen Italienern die Zähne ausgeschlagen wurden, nun mag er den Mund nicht mehr öffnen, was ihm von anderen als fehlende Sprachkenntnis ausgelegt wird. Oder: ein Mann, seine verschleierte Frau und seine fünf Kinder, die von ihren Nachbarn in der neuen Sozialwohnung so lange schikaniert werden, bis sie gezwungenermaßen wieder in ihre Heimat zurückkehren. Lahiri schreibt über den Rassismus, den diese Figuren erfahren, in einer präzisen, nüchternen und einfachen Sprache, eine Sprache, die nicht alles benennen muss, um es fühlbar zu machen, lesen wir. Gerade in den Auslassungen wird sorgsam Verborgenes sichtbar - das, was die Fremden sich nicht anmerken lassen wollen. Brügger fühlt mit ihnen, und doch bleibt stets eine gewisse Distanz zwischen ihr und den Protagonisten sowie auch zur Stadt. Das Erzählte gewinnt so eine Universalität und die Botschaft wird umso deutlicher: Unsere Gesellschaften sind von Rassismus durchsetzt, Ignoranz ist fatal, Bagatellisierung hilft nur jenen, "von denen der Hass ausgeht".