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Rubrik: Vom Nachttisch geräumt - 130 Artikel - Seite 3 von 10
Vom Nachttisch geräumt 02.07.2018 […] ganz allein und spielt "Besetzungen". Der Führer war Führer. Er hatte ein Volk hinter sich. Kiefers "Besetzung" ist die Tat eines einsamen Künstlers, eines traurigen Clowns. Aber man kann sich die Bilder nicht ansehen, ohne an die Machträusche der Kunst zu denken, an dieses "hast Du nicht alles selbst vollendet" und gleichzeitig an die Komik, die darin liegt.
"Ich wollte das Unvorstellbare in mir […] dass Bildung weniger das ist, womit wir gefüttert werden, sondern viel mehr aus dem besteht, was wir wie in uns selbst abbilden. Das gilt für Künstler, aber eben auch für uns alle.
Anselm Kiefer: Bilder/Paintings - Die maßgeblichen Gemälde von 1970 bis heute, edited bei Heiner Bastian, Schirmer/Mosel, München 2018, Deutsch/Englisch, 248 Seiten, 110 Abbildungen in Farbe, 128 Euro […] Von
Arno Widmann
Vom Nachttisch geräumt 18.12.2017 […] Tage wegen öffentlicher Verbreitung unsittlicher Bilder in Arrest gesessen. Es handelte sich um die Darstellung eines ganz jungen, nur am Oberkörper bekleideten Mädchens, die er an einer Wand seines Ateliers - also öffentlich zugänglich - aufgehängt hatte. Gemma Blackshaw vertritt die Auffassung, dass es gerade die Grenzüberschreitung war, die seine Bilder für eine bestimmte Käuferschicht interessant machten […] Der Mann ist der Leidende, seine Glieder werden verrenkt und zerdehnt. Er ist das Opfer. Schieles Selbstbildnisse sind Bilder des "Schmerzensmannes", Christus-Darstellungen. Sie erinnern daran, dass auf die Kreuzigung die Auferstehung folgt. Blackshaw sieht sie darum als Bilder eines Triumphes, den sich der sich mit Schiele identifizierende männliche Betrachter dazu denkt, also als eigene Leistung […] machten. Sie war die "Quelle des Nervenkitzels und machte seine Bilder prinzipiell sammelwürdig".
Egon Schiele, Selbstbildnis, 1916. Albertina Wien
Das ist das eine. Das andere ist Blackshaws neuer Blick auf Schieles ausgemergelte Selbstporträts mit den verdrehten Gliedern, diese Märtyrergestalten. Es sind Schmerzensmänner einer Krise der Männlichkeit. Sie war im Aufruhr des Geschlechterkampfes […] Von
Arno Widmann