Jan Peter Bremer

Der junge Doktorand

Roman
Cover: Der junge Doktorand
Berlin Verlag, Berlin 2019
ISBN 9783827013897
Gebunden, 176 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Zwei Jahre schon warten die Greilachs mit an Verzweiflung grenzender Vorfreude auf die Ankunft eines jungen Doktoranden in ihrer abgelegenen Mühle. Er soll dem alternden Maler Günter Greilach zu neuem Ruhm verhelfen. Für seine Frau Natascha dagegen wird er zum Lichtblick ihrer Alltagsroutine. Ihre Hoffnungen reichen nahezu bis ins Unendliche, doch als der junge Mann nach mehreren Absagen plötzlich doch vor ihrer Tür steht, kommt alles anders als selbst in wildesten Träumen ausgemalt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 26.11.2019

Meike Fessmann mag die knappen, komischen Romane von Jan Peter Bremer, die dennoch genügend Haken schlagen, um "welthaltig" zu sein. Entsprechend erfreut ist die Kritikerin über den neuen Roman, den ersten seit acht Jahren - und eher eine Novelle, wie Fessmann meint, der ihr von dem alternden Künstlerehepaar Günter und Natascha erzählt, das vor und während des Besuchs des titelgebenden jungen Doktoranden seine Ehe zerlegt. Mit diebischer Freude liest die Rezensentin nicht nur, wie Bremer das aufgeblasene Künstlerego geradezu loriothaft auf Normalmaß stutzt, sondern die "Absurditäten des Kunstbetriebs" herrlich selbstironisch gleich mit auseinandernimmt. Bremers "zauberhafte Poetik verschraubter Projektionen" muss den Vergleich mit Kafka und Robert Walser nicht scheuen, findet Fessmann.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 16.11.2019

Ralph Gerstenberg schätzt an Jan Peter Bremers Kammerspiel über die Täuschungen und Selbsttäuschungen eines alten Ehepaars die Leichtigkeit der durchaus komplexen Erzählung und den unbestechlichen, wenngleich barmherzigen Blick des Autors. Dass Bremer die herausgestellten Defizite der Figuren auch zu begründen versucht, findet Gerstenberg fein. Die Mono- und Dialoge des Paares und schließlich auch des bemitleidenswerten Dritten in ihrer Mitte, des Doktoranden, lassen es an Schärfe und an Beckettscher Komik aber dennoch nicht fehlen, versichert der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 19.10.2019

Nina Apin freut sich, dass Jan Peter Bremer in seinem neuen Buch nicht nur deutsches Gulasch und Zwetschgenbrand auf die Schippe nimmt. Auch die Kunstwelt kriegt ihr Fett weg, stellt Apin fest, und nebenher erfährt der Leser auch etwas über die Verfasstheit unserer Gegenwart. Ganz schön viel für einen so schmalen Roman. Wie Bremer sein Kammerspiel mit einem verbitterten alten Ehepaar und einem jungen Pechvogel, der in das Haus der beiden gerät wie in eine Falle, ausstattet, präzise, komisch und mit Sinn für die psychischen Abgründe seiner Gestalten, findet Apin stark, zumal Bremer seine Figuren trotz allem mit Sympathie betrachet, wie sie erkennt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.10.2019

Rezensent Jan Wiele fühlt sich bei Jan Peter Bremers Satz-Redundanzen an Thomas Bernhard erinnert, der Witz ist eher von Loriot, findet er. Zumindest am Anfang, wenn Bremer sein altes Ehepaar einführt. Wenn dann der Doktorand als "stummer Gast" bei dem alternden Künstler und seiner Frau auftaucht, ändert sich der Ton laut Wiele zwar nicht sogleich, es wird sogar noch amüsanter, meint er, weil der Leser das Paar nun kennt, und seine Gedanken lesen kann. Im weiteren Verlauf allerdings, warnt der Rezensent, wird es abgründig, ja handgreiflich. Für Wiele eine Ehe- und Kunstsatire, aber auch der Auftakt zu einem Entwicklungsroman.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 10.10.2019

Ursula März bewundert Jan Peter Bremers elegante Prosa. Dass der Autor auch noch wie Beckett die Absurdität der Verhältnisse darzustellen weiß, trifft sich gut, findet sie. So bekommt die Leserin mit Bremers neuem Roman über ein altes, verkrachtes Künstlerehepaar, das den vermeintlich erlösenden Besuch eines jungen Kunststudenten erwartet, laut März einen mit Slapstick, giftigen Paardialogen und Thrillerelementen arbeitenden Text, den immer wieder das Absurde einholt, ohne dass er den Bezug zur Realgegenwart verliert, wie die Rezensentin staunend feststellt.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 05.09.2019

Rezensent Nico Bleutge lauscht Jan Peter Bremers drei Protagonisten gerne. Die Geschichte vom Treffen eines alten erfolglosen Malers, seiner Frau und eines jungen Doktoranden, von dem sich das Paar Abwechslung bzw. Anerkennung erwartet, liest Bleutge teils als groteskes Bernhardsches Konversationsstück, teils als Meditation über das Eigene und das Fremde, über Vorurteile und Wahrnehmung. Wie der Autor das szenisch und dialogisch arrangiert, findet er so anregend wie unterhaltsam.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 04.09.2019

Höchst anregend findet Rezensentin Cornelia Geißler Jan-Peter Bremers Künstlerroman um einen Maler (und dessen Frau), der auf einen jungen Kritiker trifft. Wie der Autor mit stilistischer Sorgfalt zwischenmenschliche Begegnungen ins Absurde dreht und ein parabolisches Kammerspiel der Selbst- und Fremdbilder inszeniert, das die Leserin zum Denken anstiftet, findet sie großartig. Bremers Sprache scheint ihr bemerkenswert darin, die Unterschiede und Ähnlichkeiten der Figuren herauszukitzeln und ihre Unfähigkeit zu kommmunizieren. Komisch und traurig zugleich, so Geißler.