Jenny Offill

Wetter

Roman
Cover: Wetter
Piper Verlag, München 2021
ISBN 9783492070577
Gebunden, 224 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Melanie Walz. Lizzie Benson, Bibliothekarin mit Hang zu apokalyptischen Gedanken, geht seit Jahren ihrer Berufung als Amateur-Psychologin nach: Sie kümmert sich um ihren Ex-Junkie-Bruder und ihre gottesfürchtige Mutter. Dieses Talent ist auch gefragt, als ihre alte Mentorin Sylvia Liller ihr einen Vorschlag unterbreitet: Lizzie soll die Fanpost zu ihrem alarmistischen Podcast "Hölle und Hochwasser" beantworten. So stürzt sie sich in die Auseinandersetzung mit besorgten Linken, die die Klimakatastrophe kommen sehen, ebenso wie mit den Ultrakonservativen und deren Sorge um den Untergang der westlichen Zivilisation. Wie aber, fragt Lizzie sich immer häufiger, kann sie ihren privaten Garten wässern, wenn die ganze Welt in Flammen steht?

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 06.06.2021

Rezensent Tobias Rüther lernt, dass es geht, Einbildungskraft und absolute Gegenwärtigkeit in einem Roman zu vereinen. Jenny Offills neues Buch ist für ihn ein gelungenes Beispiel, weil die Konflikte darin sich aus der Gegenwart speisen; es geht um Trump, Klimawandel, Beziehungen, aber eben nicht auf eindeutige Weise, wie Rüther feststellt, sondern so, als wäre es "nur" eine Wahrnehmung, ein ungutes Gefühl und inneres Zittern. Für Rüther ein starker, unheimlicher Einblick ist das polarisierte Amerika von heute.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.04.2021

Klimawandel, die USA unter Trump, Hass im Netz und jede Menge Angst - das sind die Themen, die die amerikanische Autorin Jenny Offill in ihrem Gesellschaftspanorama mit bemerkenswerter Leichtigkeit anpackt, staunt Rezensent Alex Rühle. Erzählt wird die Geschichte der New Yorker Bibliothekarin Lizzie, die sich, gefangen und gemobbt im Job, um Besucher, ihren erfolglosen mürrischen Mann, ihre alte Mutter und den Bruder, einen "Ex-Junkie" kümmert. Wenn sie schließlich noch an einem Klima-Blog mitarbeitet, in dem sich "Prepper, Apokalyptiker, Prediger, Klimawandelleugner und besorgte Mütter" tummeln, taucht der Leser ab ins "kollektive Unbewusste" einer ganzen Nation, resümiert Rühle. Vor allem aber bewundert er, wie knapp Offill die Eindrücke, die ihre Erzählerin einfängt, fasst und innerhalb der Fragmente eine "elektrostatische Spannung" entstehen lässt.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 22.04.2021

Bemerkenswert unengagiert wenn auch lobend bespricht Rezensent Christoph Schröder diesen "zeitgemäß paranoiden Roman". Der stammt aus den dunklen Trump-Jahren der USA und spielt im Milieu ebenso kluger wie emotional oft überforderter New Yorker Frauen. Die befinden sich hier einerseits im Rückzug, andererseits im täglichen Abwehrkampf des wachsenden - meist männlichen - Wahns um sie herum, so der lakonisch gestimmte Kritiker. Immerhin hat die Autorin, so meint er, eine "adäquate literarische Form" gefunden für den desolaten Zustand dieser besonderen Phase im Leben Amerikas.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.04.2021

Rezensentin Verena Lueken staunt, wie scheinbar leicht es Jenny Offill gelingt, die Konkretion des globalen (sozialen) Klimas im Alltag ihrer Figuren darzustellen. Passend dazu scheinen Lueken die kurzen Absätze, die erläuternden Abschnitte in Kästchen und Kursivsetzungen im Text. Ungewöhnliche Lektüre, formal und inhaltlich, findet sie. Dass dennoch so etwas wie Handlung entsteht und der Schrecken unserer Zeit trotz Witz und Leichtigkeit für die Leserin spürbar ist, scheint Lueken bemerkenswert. Die Übersetzung von Melanie Walz trifft laut Lueken die vielen unterschiedlichen Stimmlagen im Text sicher.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 07.04.2021

Rezensent Christian Metz hält Jenny Offils Darstellung des amerikanischen Alltags einer jungen Frau für so warmherzig wie schonungslos. Analytisch schlau und lässig verspielt erzählt die Autorin laut Metz von ihrer Protagonistin im Netz unterschiedlicher Beziehungen, zum Partner, zum Sohn, zum Bruder und zum Klima. Dass der Text auf eine durchgängige Handlung verzichtet, stört Metz nicht. Die Räume und Denkbilder, die der Roman ihm erschließt, scheinen ihm anregend und atmosphärisch genug.