Katarina Kucbelová

Die Haube

Impressionen aus einem Randgebiet
Cover: Die Haube
Ink Press, Zürich 2023
ISBN 9783906811208
Broschiert, 240 Seiten, 23,00 EUR

Klappentext

Aus dem Slowakischen übersetzt und mit einem Nachwort und Glossar versehen von Eva Profousová. Il'ka, eine Frau aus dem Dorf Šumiac in der Slowakei, ist heute 85 Jahre alt. Immer schon trägt sie eine Tracht, und ihr eigenes Leben hat sie nur als Arbeit in Erinnerung. Nach einem Telefongespräch mit ihr reist Katarína über zwei Jahre regelmäßig von Bratislava in die Berge und lässt sich von Iľka das Sticken und Nähen beibringen. Schließlich entsteht eine Haube, die Katarínas Kopf bedeckt, sodass kein einziges Härchen zu sehen ist. Die Auseinandersetzung mit ihrer persönlichen Vergangenheit, den ihr begegnenden Romas, den Dorfbewohner:innen im Laden, auf der Straße, hinter den Fenstern ihrer Häuser, der Geschichte der Slowakei während dieses Wechsels von der Stadt aufs Land eröffnet Katarína die Sichtweise auf sich selbst neu. Il'ka steht exemplarisch für alle Frauen des östlichen Europas, die sich den Zwängen ihrer Herkunft unterwerfen müssen, fast keine Schulbildung haben, den Mann, den sie lieben, nicht heiraten dürfen, aber Kinder gebären, sie großziehen, und immer arbeiten, für das Geld, für die Familie, für andere - Frauen, die alt werden und immer wieder aufstehen, um weiter zu leben und zu erzählen, sodass die Vergangenheit ihnen stets näher ist als die Gegenwart, bis endlich ein Buch entsteht, unter anderem mit der Frage: Was bedeutet Folklore überhaupt heute für jede:n einzelne:n von uns?

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 28.12.2023

Katarina Kuchelová, Autorin und zugleich Ich-Erzählerin dieses gattungshybriden Buches, begibt sich mehrfach auf beschwerliche Reisen in ein winziges, von der Zeit vergessenes slowakisches Dorf, um dort von der über 80-jährigen Il'ka zu lernen, wie man eine traditionelle Haube näht, verrät Rezensentin Olga Hochweis. Dabei nimmt Kuchelová auch soziale Ausschlussprozesse in den Blick, zum Beispiel die Stigmatisierung des Suizids und die Ächtung der Roma, erfahren wir, das verknüpft sie zudem assoziativ mit ihrer eigenen Familiengeschichte. Wie die Autorin den Frauen in der Niederen Tatra eine Stimme gibt, findet Hochweis lesenswert, wozu auch die Übersetzung von Eva Profofousová beitrage.
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