Simon Winder

Germany, oh Germany

Ein eigensinniges Geschichtsbuch
Cover: Germany, oh Germany
Rowohlt Verlag, Berlin 2010
ISBN 9783498073725
Gebunden, 448 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen Sigrid Ruschmeier, Grete Osterwald und Heike Steffen. Ein Brite, der besessen ist von deutscher Geschichte, Architektur, Literatur und Musik: Simon Winder nimmt uns mit auf eine Sightseeingtour durch die Vergangenheit unseres Landes. Er beginnt mit den Germanen und endet bei der Machtergreifung Hitlers - um sich mit Lust dem zu widmen, was jenseits der NS-Vergangenheit liegt. Er zeigt uns die schönsten Altstadtkerne und führt uns in Museen, Schlösser und Kirchen. In locker plaudernden und sehr fundierten Geschichtsstunden taucht er tiefer in die Einzelheiten um Erbfolgen und Erfindergeist, um Krönungen, Künstlernaturen und Kriegswirren, um Wagner, Wald und Weltschmerz ein, als Sie das je für möglich hielten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 23.04.2010

Rezensentin Ruth Fühner hat ihre Freude mit diesem Buch des Engländers Simon Winder, der hier einen sehr eigenen Blick auf die deutsche Geschichte und Gegenwart wage. Seine Einschätzungen sind in den Augen der Rezensentin "erfrischend respektlos", sie erfreut sich an seiner "hemmungslosen Subjektivität". Bei seinen touristischen Ausflügen besucht er Orte, die auch den allermeisten Deutschen unbekannt sein dürfte. Überhaupt mag sie die "Detailverliebtheit des Buches". Winder halte sich von all den Klischees fern, die die Briten so gern über die deutsche Vergangenheit und Gegenwart pflegen. Fast dankbar ist die Rezensentin allerdings angesichts Winders "Flapsigkeit", dass er die Zeit des Nationalsozialismus weitgehend umschifft - auch wenn sie natürlich "Fluchtpunkt" seiner historischen Exkurse ist.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.04.2010

Alexander Menden hat sich mit dem britischen Historiker Simon Winder getroffen, um mit ihm über sein Buch "Germany, oh Germany" zu unterhalten, das den Rezensenten teils erstaunt, teilt befremdet und mitunter gar geärgert hat. Zunächst einmal hat der Rezensent keinen Zweifel, mit wie viel Sympathie der Autor sich Deutschland zuwendet. Allerdings ist seine "Personal History", wie es im Untertitel der englischen Originalausgabe heißt, mit Anekdoten und Geschichten angereichert, die vor allem eine Sammlung "deutscher Bizarrerien" präsentiert, stellt Menden etwas irritiert fest. Trotz beziehungsweise wegen der "gigantischen Menge an Sekundärwissen" wirken die Deutschlandbetrachtungen dann für den Rezensenten auch immer "eine Armeslänge vom Thema entfernt". Dass gerade die persönlichen Reiseerlebnisse, die die englischen Ausgabe in seinen Augen erst richtig lebendig machen, in der deutschen Fassung fast gänzlich gestrichen sind, findet der Rezensent merkwürdig, wie ihm überhaupt aufgefallen ist, dass sich Übersetzer und Lektoren um eine Glättung speziell für deutsche Leser bemüht haben. Dieses "verschämte Ausbalancieren" hat ihn zunehmend geärgert, genauso wie die Art, mit der Winder mit der Geschichte seit 1933 umgegangen ist. Der Nationalsozialismus eigne sich nicht für Anekdoten und Späße, sagt ihm der Autor im Gespräch, aber der Rezensent findet das Thema überall eingeflochten und in unangemessen launigen Randbemerkungen zwischengeschoben.
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