Magazinrundschau
Bücherduft
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
23.07.2013. Der Rolling Stone sucht den Riss in der Golden-Boy-Fassade des Boston-Attentäters Dschochar Zarnajew. Die NYT liest überwältigt eine Biografie des Ökonomen Albert O. Hirschman, der ans Scheitern glaubte, nicht an große Theorien. In HVG findet Laszlo Martin ungarische Literatur auf Deutsch manchmal interessanter als im Original. Foreign Affair beleuchtet die segensreiche Auswirkung der Frankfurter Schule auf das Deutschenbild der Amerikaner. The New Republic freundet sich mit dem Übermenschen Peter Sloterdijks an. Im TLS erinnert Timothy Snyder daran, dass Katyn nicht nur in Polen liegt, sondern auch in Weißrussland. Wired beobachtet Syrer beim Granatenschleudern.
Rolling Stone | Times Literary Supplement | Nepszabadsag | Guardian | Wired | Film Comment | Prospect | New Yorker | Elet es Irodalom | New Republic | New York Times | Dark Rye | HVG | Foreign Affairs | Rue89 | Berfrois | SZ-Magazin
Rolling Stone (USA), 17.07.2013
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New York Times (USA), 20.07.2013
Der Ökonom Albert O. Hirschman gehörte zu den wenigen Menschen, die Scheitern als Chance begriffen haben. Justin Fox ist total hingerissen von einer 740 Seiten starken Biografie, die Jeremy Adelman über Hirschman geschrieben hat. Schon allein die Lebensgeschichte des Mannes liest sich wie eine Abenteuerreise durch das 20. Jahrhundert: In Berlin geborener Jude, Mitkämpfer im Spanischen Bürgerkrieg, Mitkämpfer in der Resistance, Berater der amerikanischen Regierung bei der Umsetzung des Marshallplans und schließlich Berater lateinamerikanischer Länder für die Weltbank und Autor literarischer Essays für die New York Review of Books. Eine "Lehre" hat er nie begründet, dafür waren seine Überlegungen viel zu unkonventionell: "Seine große Entwicklungstheorie war, dass große Entwicklungstheorien meist schief liegen. Seine Sicht auf die Beziehung zwischen freien Märkten und staatlichem Eingriff war, dass gute Gesellschaften beides brauchen, in verschiedenen Dosen, eben immer abhängig von den Umständen. Er war misstrauisch gegenüber den ganz großen Ideen, sogar seinen eigenen. Eines seiner Bücher hieß 'A Propensity to Self-Subversion'." (Wer mehr über Hirschman wissen möchte, dem sei Malcolm Gladwells ausführliches Porträt im New Yorker empfohlen.)
Dark Rye (USA), 22.07.2013
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HVG (Ungarn), 10.07.2013
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Foreign Affairs (USA), 01.07.2013
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Rue89 (Frankreich), 21.07.2013
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Berfrois (USA), 05.07.2013
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SZ-Magazin (Deutschland), 19.07.2013
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Times Literary Supplement (UK), 19.07.2013
1943 richteten deutsche Truppen im weißrussischen Khatyn ein Massaker an, das in der sowjetischen Erinnerung einen großen Platz einnahm - im Gegensatz zum sowjetischen Massaker im polnischen Katýn. Timothy Snyder erkennt darin kalten Zynismus: "Für die Sowjetunion bestand der Zweite Weltkrieg aus zwei Kriegen, der eine wurde gänzlich vergessen, der andere nur selektiv erinnert. Zwischen 1939 und 1941 kämpfte die Sowjetunion als deutsche Alliierte und marschierte in Polen, Finnland, Estland, Lettland, Litauen und Rumänien ein. In dieser Zeit verübten die Sowjets einen Massenmord unter den bis dahin nicht sowjetischen Bevölkerungen, wie an den Polen in Katýn 1940. Zwischen 1941 und 1945, nachdem Hitler Stalin verraten hatte und Deutschland in die Sowjetunion einmarschiert war, verübte Deutschland einen Massenmord in noch größerem Umfang, so wie den im weißrussischen Khatyn 1943. Von Kriegsende bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion, versuchte die sowjetische Propaganda den ersten Krieg durch den zweiten zu verdrängen, so dass die Sowjetunion und ihre Bewohner einzig als Opfer und Sieger dastehen. Die deutschen Verbrechen sollten die sowjetischen aufheben. Khatyn sollte Katýn ersetzen. 1969 wandelte die Einweihung des Denkmals für die ermordeten Weißrussen von Khatyn das unvorstellbare Leid der Menschen in Weißrussland in geopolitische Propaganda."
Weiteres: Davis Hanson blickt auf die Geschichte der Kriegstechnik, die immer Gesellschaften verändert hat, aber wenig das Wesen des Krieges. Schön abenteuerlich findet Robert Irwin David Triggers Geschichte "Red Nile", aber leider auch voller Fehler und Fiktionen.
Weiteres: Davis Hanson blickt auf die Geschichte der Kriegstechnik, die immer Gesellschaften verändert hat, aber wenig das Wesen des Krieges. Schön abenteuerlich findet Robert Irwin David Triggers Geschichte "Red Nile", aber leider auch voller Fehler und Fiktionen.
Nepszabadsag (Ungarn), 21.07.2013
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Guardian (UK), 20.07.2013
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Außerdem: Florian Illies' Bestseller "1913" ist jetzt auch auf Englisch erschienen, Philip Oltermann betrachtet etwas skeptisch diesen Versuch, die Teleologie aus der Geschichte zu nehmen. Leo Robson bedauert, dass Hollywood keine kamikazeartigen Flops wie "Kleopatra" oder "Heavens Gate" mehr produzieren kann.
Wired (USA), 16.07.2013
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Weiteres: Ein Hauch von (mulmiger) Science Fiction: John Bohannon porträtiert Zhao Bowen, der die genetischen Grundlagen der Hochbegabung erforschen und nutzbar machen will. Mark Yarm trifft sich mit dem südafrikanischen Science-Fiction-Regisseur Neill Blomkamp (hier unsere Kritik zu seinem Debüt "District 9"), der an Los Angeles vor allem zu schätzen weiß, dass sich die Stadt wie eine Atombombe kurz vor der Zündung anfühlt. Gratis-Pizza, umgangene Paywalls, frisierter Lebenslauf: Wired gibt diverse Tipps und Tricks, um sich durchs Leben zu schnorren. Außerdem: Eine ziemlich atemberaubende Fotostrecke aus dem Innern deutscher Atomkraftwerke.
Film Comment (USA), 15.07.2013
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Außerdem blickt Regisseur Paul Schrader auf seine turbulenten Erfahrungen beim Dreh mit Lindsay Lohan zurück, die Anfang dieses Jahres vor allem nach einem Setbericht im New York Magazine für Aufsehen sorgten. Für den Profi zählt im Nachhinein natürlich nur das Ergebnis, nicht der Weg dorthin - und er sieht einige Parallelen zu Marilyn Monroe in ihrer letzten, beschwerlichsten Schaffensphase, als sie mit John Huston "The Misfits" drehte: "Parallelen? Saumseligkeit, Unberechenbarkeit, Wutanfälle, Fehlzeiten, Hilfsbedürftigkeit, Psychodrama - ja, all das, doch auch noch mehr, diese eine Sache, die Dich eine Person auf einer Leinwand weiter beobachten lässt, diese Sache, von der Du Deine Augen nicht abwenden kannst, diese Magie, dieses Mysterium. Diese Sache, von der John Huston in seinen Erinnerungen schreibt, dass er sich wundert, warum er sich das alles zumutet. Doch dann sah er die täglichen Abzüge des belichteten Materials. ... Von einem egoistischen Standpunkt aus betrachtet, vom Standpunkt eines Regisseurs, war es hervorragend mit Lindsay zu arbeiten. All das Drama, all der Stress - bedeutet nichts."
Prospect (UK), 22.07.2013
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Außerdem: Ein umfangreiches Porträt der neuen UN-Botschafterin der USA, Samantha Power, die für ihr besonders moralisches Auftreten bekannt, für ihre Position gegenüber Israel allerdings berüchtigt ist (mehr dazu hier und hier).
New Yorker (USA), 29.07.2013
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Weitere Artikel: Atul Gawande erklärt, warum sich technologische Innovationen in der Medizin oft nur langsam durchsetzen: Weil sich Normen und Standards eben nur im Gespräch von Mensch zu Mensch ändern. Emily Nussbaum unterzieht die TV-Serie "Sex and the City" einer Neubetrachtung und erklärt, wie sich die Serie um ihren guten Ruf brachte. Und David Denby sah im Kino Ryan Cooglers Drama "Fruitvale Station", das in Cannes den Preis für den besten Debütfilm gewann, und den neuen Film von Woody Allen "Blue Jasmine".
Elet es Irodalom (Ungarn), 19.07.2013
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New Republic (USA), 19.07.2013
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q27/A38222/nrp.jpg)
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