Magazinrundschau
Top-Qualitätsfrauen von innen und außen
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
23.04.2024. Die London Review beschreibt den staunen machenden internationalen Drogenhandel, den das kleine Montenegro betreibt. New Lines beleuchtet das Schicksal der Pamiri, einer Minderheit in Tadschikistan. Meduza porträtiert die estnische Glasmeisterin Dolores Hoffmann. Artforum sucht einen neuen Blick auf den Impressionismus. Harper's sucht nach den Gründen für den Niedergang der US-Filmindustrie.
London Review of Books (UK), 25.04.2024
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Greg Afinogenov liest zwei Bücher über den russischen Imperialismus, "The Russian Conquest of Central Asia: A Study in Imperial Expansion, 1814-1914" von Alexander Morrison und "Iran at War: Interactions with the Modern World and the Struggle with Imperial Russia" von Maziar Behrooz. Morrison hat seine eigene These dazu entwickelt, warum Russland zwischen 1853 und 1885 die muslimischen Khanate Chiwa und Chochand, das Emirat Buchara und viele Turkmenenstämme unterwarf und ihr Land annektierte: Er "zeichnet das Bild eines ungeschickten, allmählichen Prozesses, der typischerweise durch die von den Russen selbst geschaffenen Sicherheitsdilemmata vorangetrieben wurde", so Afinogenov: "Nachdem sie eine befestigte Grenze in der trockenen, landwirtschaftlich unproduktiven südlichen Steppe errichtet hatten, stellten sie fest, dass es unmöglich war, ihre neuen Festungen aufrechtzuerhalten oder zu versorgen - ein Problem, das lösbar schien, wenn nur eine stabilere Reihe von Festungen errichtet werden könnte. Da diese Expansion immer mehr gefährlichen Widerstand seitens der Khanate hervorrief, erforderte das Streben nach Sicherheit die Unterwerfung ihrer Kerngebiete und die Niederschlagung der damit verbundenen Aufstände." So führte eine Eroberung zur anderen, aber auch das Streben nach Ruhm und Reichtum der russischen Offiziere trug zum russischen Imperialismus bei, zum Beispiel mit Strafexpeditionen, die denen der Briten an Grausamkeit nicht nachstanden, wie Afinogenov bemerkt.
Weitere Artikel: Terry Eagleton fragt: Woher kommt Kultur? Alexandra Walsham liest Michael Hunters Band "Atheists and Atheism before the Enlightenment: The English and Scottish Experience" und Michael Woods sah im Kino Rodrigo Morenos "The Delinquents".
New Lines Magazine (USA), 22.04.2024
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Michal Kranz beleuchtet das Schicksal vieler Tadschiken, die vor Repression und Verfolgung aus ihrem Heimatland fliehen müssen. Vor allem Mitglieder der "Pamiri", einer ethnischen Minderheit in Tadschikistan, werden vom Regime Emomali Rahmons, der das Land seit dreißig Jahren regiert, marginalisiert, so Kranz. In den letzten Jahren steigerte sich die Unterdrückung zu einer systematischen Zerstörung der pamirischen Kultur: Die Pamiris haben ihre eigene Sprache, berichtet Kranz, und im Gegensatz zur Mehrheit in dem mehrheitlich sunnitischen Land praktizieren sie den Ismailismus, eine Untergruppe des schiitischen Islam. Ihre Art muslimische Feiertage zu feiern, wirkt auf andere Muslime befremdend, meint Kranz, oft werden dabei Lieder gesungen. Ziel der Flucht der meisten Pamiri ist Polen, was angesichts der rechten Regierung der letzten Jahre überraschen kann. Doch das Land hat unkomplizierte Aufnahme-Regelungen für die Schutzsuchenden und wird für viele so zu einer neuen Heimat. Die Angst vor Verfolgung können viele allerdings nicht ablegen, wird Kranz bei seiner Recherche bewusst: "Nach einem kürzlichen Treffen von Gemeindeleitern strömten Menschen aller Altersgruppen in ein unscheinbares Gemeindezentrum im Süden Warschaus, um dort zu feiern. Obwohl der freiwillige ismailitische Sicherheitsbeamte mir nicht erlaubte, die Versammlung von oben zu beobachten, sah ich ältere Frauen, die Teller mit Essen trugen, junge Männer mit Akustikgitarren in der Hand und modisch gekleidete Frauen, die sich untereinander unterhielten, als sie hineinströmten. Wie üblich trug fast keine der Frauen einen Hidschab oder eine andere Kopfbedeckung. 'Wir waren uns einig, dass dies ein Ort sein sollte, der frei von Politik ist, ein Ort, an dem man sich trifft, isst und zusammen ist', sagte mir ein Mann, der aus Angst vor Konsequenzen seinen Namen nicht nennen wollte."
Meduza (Lettland), 19.04.2024
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Artforum (USA), 22.04.2024
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New York Times (USA), 20.04.2024
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HVG (Ungarn), 18.04.2024
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Istories (Lettland / Russland), 19.04.2024
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Harper's Magazine (USA), 01.05.2024
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